Zukünftige Trends bei Sozialen Innovationen

Seit einigen Jahren erhält das Thema Soziale Innovationen immer mehr Aufmerksamkeit. Wir vermuten die Ursache liegt hinter der Wahrnehmung gesellschaftlicher Herausforderungen. Je größer die Probleme für die Gesellschaft werden desto mehr wächst der Bedarf nach Lösungen. Mit steigender Nachfrage nach nachhaltigen Lebensweisen durch Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft verstärkt sich die Frage danach, wie diese Lebensweisen es denn in die Gesellschaft schaffen.

Soziale Innovationen umfassen laut unserer Definition im Buch

Die Änderung des Verhaltens einer signifikanten Anzahl von Gesellschaftsteilnehmer*innen, um Strukturen und Systeme auf größere gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit neu auszurichten.

Soziale Innovationen beantworten also, die Frage, wie wir eine nachhaltige Gesellschaft gestalten können. Dabei ist es ihr egal von welcher Person oder Organisation diese Veränderung ausgeht: Alle dürfen, ja sollen Soziale Innovationen gestalten.

Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick in die Zukunft: Welche weiteren Sozialen Innovationen können wir erwarten? Was scheint jetzt schon in den Startlöchern? Natürlich können auch wir nicht durch die Glaskugel die Zukunft sicher vorhersagen. Aber es gibt einige Ideen, die wir schon jetzt als zukünftige größere Möglichkeiten ansehen:

Mehrweg für alles: Wir hatten das große Glück die neueren Entwicklungen in der Mehrwegbewegung ein kleines bisschen begleiten zu dürfen und dadurch ein paar Einblicke zu bekommen, was als nächstes kommen könnte. Momentan kennt man Mehrweg speziell bei Getränkeflaschen; Bier, Wasser und Limo kommen meist in Plastik- oder Glasflaschen, die sich bei den Supermärkten als Pfand wieder zurückgeben lassen. Da Verpackungsabfall nicht nur von Getränken eine großen Anteil des Mülls ausmachen, ist es nur sinnvoll, Überlegungen anzustellen, wie das Pfandsystem auch auf weitere Verpackungsarten angewandt werden könnt. Spaghetti, Chips, Shampoo, Müsli, Marmelade – die allermeisten Artikel könnten auch in Behältern kommen, die in einem Rückgabesystem eingebunden sind. Bereits heute arbeiten einige Verbände, politische Akteure, Startups und Stiftungen genau an dieser Idee. Doch auch hier gilt, wie bei jeder Sozialen Innovation: Die Akzeptanz wird zeigen, ob „Mehrweg für alles“ im gesellschaftlichen Leben Fuß fassen wird. Insofern es von Endkund*innen angenommen und von den Lebensmitteleinzelhändlern umgesetzt wird könnte der Gang zum Supermarkt in der Zukunft andere soziale Praktiken mit sich bringen.

Bedingungsloses Grundeinkommen: Die Idee um das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE), bei dem jede*r Bürger*in periodisch einen fixen Geldbetrag überwiesen bekommt, ist nicht neu. Die Umsetzung auf nationaler Ebene, das will heißen in einem Land, ist jedoch nicht ganz leicht. Und bisher hat sich noch kein*e gewählte*r Politiker*in finden lassen, die das Konzept im großen Ausmaß umsetzen möchte. Jedoch gibt es immer mehr Versuche in kleineren Maßstäben, die wertvolle Einblicke über eine mögliche Einführung des BGE schaffen.

Sanitärwende: Seitdem wir vor ein paar Jahren von dem Konzept gehört haben, sind wir sehr überzeugt. Bisher schwemmen wir mit dem Toilettenspülwasser all die wertvollen wieder verwertbaren Ressourcen aus unseren Ausscheidungen das Klo hinunter. Das verbraucht nicht nur viel Wasser, sondern auch viel Strom, um in den Kläranlagen das Abwasser wieder zu reinigen. Die Sanitärwende möchte das ändern. Statt Wasserklosetts und Kläranlagen sollen Trockentoiletten und Veredelungswerke genutzt werden, um aus den Fäkalien extrem wertvolle Stoffe, wie Stickstoff und Phosphat wieder zurückzuholen. Ob sich diese Idee umsetzen wird hängt nicht nur an der Akzeptanz der Toilettengänger*innen, sondern vor allem auch durch die Umsetzung: In ganz Deutschland ist eine flächendeckende Infrastruktur für Wasserklosetts aufgebaut worden. Diese Infrastruktur umzustellen wird vieles an Anstrengung und Investitionen benötigen.

Eine neue Genossenschaftsbewegung: Genossenschaften stellen eine historisch sehr einflussreiche und kulturell wichtige Organisationsform in Deutschland dar. Doch ist sie seit vielen Jahren fast in Vergessenheit geraten. Den rund 1,15 Millionen GmbHs und 15.500 Aktiengesellschaften in unserem Land stehen nur rund 7.000 Genossenschaften gegenüber. Genossenschaften kommen in sehr vielen unterschiedlichen Formen. Vor allem mitarbeiter*innengeführte Genossenschaften (eng.: worker-led cooperatives) bergen das große Potential in sich, mehr Mitbestimmung und Eigentum in die Händer der Mitarbeiter*innen zu legen – und dabei der größeren Spreizung im Wohlstands in Deutschland entgegenzuwirken. Aber auch Konsument*innengenossenschaften können für wertvolle Veränderungen sorgen, indem sie beispielsweise mehr Entscheidungskraft an die Produktionsbedingungen in die Händer der Konsument*innen gibt. Leider ist es bisher noch sehr umständlich eine Genossenschaft zu gründen. Wogegen in den letzten Jahren für die GmbH viele administrative Hürden abgebaut wurden und es selbst eine vereinfachte Rechtsform gibt, die UG, dauert die Anmeldung einer Genossenschaft sehr lang. Die Bewegung von #GenoDigitalJetzt möchte diesen Missstand ändern und möchte die Genossenschaftsgründung in das digitale Zeitalter holen.